DNA-Barcoding österreichischer Turbellarien
Das Projekt soll unter paralleler Verwendung morphologischer und molekulargenetischer Daten einen ersten Einblick in die gegenwärtige Diversität der Turbellarien Österreichs ermöglichen. Aus praktischen Gründen liegt der Schwerpunkt auf Gewässern in Ostösterreich.
Als Turbellarien (ehemals Klasse “Turbellaria” im Stamm Platyhelminthes) bezeichnet man die Plattwürmer (Platyhelminthes) mit Ausnahme der rein parasitischen, monophyletischen Neodermata. Im Gegensatz zu diesen sind die meisten Turbellarien freilebende Räuber, weshalb sie oft auch „freilebende Plattwürmer“ genannt werden. Es sind unsegmentierte, acoelomate, hermaphroditische Tiere mit einer multiciliären Epidermis. Sie kommen in Österreich vor allem in stehenden Gewässern, in Fließgewässern, im Grundwasser und in feuchten Böden vor. Es gibt jedoch (selten) auch vollständig terrestrische alpine Mikroturbellarien und Landplanarien (Geoplanidae) sowie marine Turbellarien, die in Meeresaquarien leben. In Süßwasserhabitaten sind die Turbellarien häufig und allgegenwärtig. Trotzdem sind sie eine der am wenigsten untersuchten Tiergruppen in Österreich und weltweit.
Zunächst werden mit einem Planktonnetz Proben genommen, die dann ins Labor transportiert werden, wo die lebenden Turbellarien aus den Proben herausgefangen werden. Sie werden lebend mikroskopiert und dann entweder für histologische oder molekulargenetische Analysen fixiert. Die morphologische Bestimmung der Turbellarien beruht hauptsächlich auf der Mikroskopie lebender Tiere. In manchen Fällen ist jedoch die Interpretation histologischer Serienschnitte notwendig. Als molekulare Marker werden hauptsächlich die nukleären rRNA-Gene herangezogen werden (z.B. 18S und 28S rRNA), die als Marker für Turbellarien bereits etabliert sind. Die ebenfalls geplante Verwendung des mitochondrialen COI-Gens wird vermutlich die Entwicklung neuer Primer für einige Taxa voraussetzen.
Das Hauptziel des Projektes ist ein vorläufiges Arteninventar für Österreich. Es wird Methoden für die morphologische und genetische Untersuchung der Turbellarien etablieren. Referenzsequenzen gut bestimmter Tiere werden in öffentliche Datenbanken hochgeladen und Belege in der Turbellariensammlung des Naturhistorischen Museums Wien hinterlegt werden. Die Untersuchung hat auch zum Ziel, durch fotografische Dokumentation von Merkmalen die als sehr schwierig geltende Bestimmung zu erleichtern. Aufgrund des geringen Kenntnisstandes über die Gruppe im Untersuchungsgebiet ist die Aufdeckung kryptischer Arten und die Entdeckung gänzlich unbeschriebener Arten nicht unwahrscheinlich.

Projektteam
Matthäus Greilhuber (Universität Wien, NHM Wien)
Elisabeth Haring (NHM Wien)
Bernhard Egger (Universität Innsbruck)
Pedro Frade (NHM Wien)
Projektstatus: laufend


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