Vogelmalaria und andere Hämosporidiosen von heimischen Wildvögeln
Aviäre Hämosporidien sind einzellige eukaryotische Blutparasiten von Vögeln, welche wie die humanen Malaria-Erreger der Gruppe der Apicomplexa angehören. Die Parasiten werden durch blutsaugende Dipteren übertragen und befallen Gewebe- und Blutzellen der Wirbeltierwirte. Bisher wurden mehr als 250 Arten aus den drei Gattungen Plasmodium, Haemoproteus und Leucocytozoon beschrieben, die Daten von DNA-Barcode-Analysen legen jedoch nahe, dass es mehrere tausend noch nicht beschriebene Arten gibt. Sie kommen – mit Ausnahme zirkumpolarer Regionen – weltweit vor und infizieren einen hohen Prozentsatz von Wildvögeln. Lange Zeit ging man davon aus, dass diese aufgrund der langen Koevolution gut an die Parasiten angepasst sind. Fälle von schweren Erkrankungen durch Hämosporidien und auch Todesfälle werden vor allem bei Vögeln aus Polarregionen beobachtet, die in wärmeren Regionen neuen Hämosporidien-Arten und Vektoren ausgesetzt sind (z.B. Pinguine in Zoos), bzw. wenn die Parasiten sich durch importierte Vögel und Vektoren in nicht angepassten Inselpopulationen ausbreiten.
Am Institut für Pathologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Wien) wird untersucht, ob aviäre Hämosporidiosen (Inklusive Vogelmalaria) auch zu Erkrankungen und Todesfällen bei heimischen Wildvögeln führen. Die Gewebestadien der verschiedenen Hämosporidien sind morphologisch ähnlich und die Bestimmung vor allem bei Mischinfektionen problematisch. Deshalb steht die Etablierung von molekulargenetischen Methoden zum Nachweis der Parasiten im Gewebe toter Vögel und die Anlage von Referenzsequenzen für ein entsprechendes DNA-Barcoding im Fokus.
Bisher wurden Blut- und Gewebeproben von über 2.000 Wildvögeln aus den Sammlungen des Instituts für Pathologie, des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie und der Vogelklinik mittels DNA-Barcoding und chromogener in-situ-Hybridisierung (CISH) auf Hämosporidien untersucht. Dabei konnten bei mehr als einem Drittel der untersuchten Vögel Infektionen mit diversen Parasiten-Arten nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der pathologischen Untersuchungen lieferten Hinweise darauf, dass bestimmte heimische Wildvogelarten wesentlich häufiger schwer erkranken und sterben als bislang angenommen.
Im Jahr 2020 wurde zudem ein Citizen Science Projekt (“Vogelmalaria: Melde- und Sammelaktion für tote Singvögel”) gestartet, in dessen Rahmen die Bevölkerung aufgerufen wurde, tot aufgefundene Wildvögel an das Institut für Pathologie zur Untersuchung zu senden. Insgesamt wurden 81 Vogelkadaver aus 27 Arten eingesendet, wobei bei ca. 31% der Individuen Hämosporidiosen nachgewiesen werden konnten.
In einem laufenden FWF-Projekt („Weitere Einblicke in die Pathogenese der Vogelmalaria“, 1.10.2020-30.9.2023) sollen weitere Aspekte zu Hämosporidien bei heimischen Wildvögeln, wie etwa zur Langzeitpersistenz und dem Vorhandensein ruhender Parasitenstadien, bearbeitet werden.
Projektstatus: abgeschlossen



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